Gegen Gewalt - Eine Featureserie in drei Teilen von Beate HinrichsGewalterfahrungen gehören auch in unserer Gesellschaft zum Alltag. Täter schaffen Opfer. Aber beides sind keine festen Identitäten, sondern veränderbare Rollen. Eine Spurensuche im Dickicht von Klischees, Therapien und Gewaltprävention.
T
eil 1: Einmal Opfer, immer Opfer? - 15.01.2017 (in der Mediathek)"Opfer" sind bemitleidenswert, durch Gewalt zerstört, können nie wieder lachen - so das Klischee. "Opfer" sind Loser, die man treten darf - so das Schimpfwort. Viele wollen raus aus der Opferrolle.
Gewalt zu erleben, vor allem sexualisierte Gewalt, ist erniedrigend, beschämend und oft traumatisierend. Zu seelischen und körperlichen Verletzungen kommt die Ausgrenzung: Betroffene werden stigmatisiert, damit sie "uns" nicht daran erinnern, dass Gewalt jedem passieren kann.
Solange sie ins Stereotyp des wehrlosen, "unschuldigen" Opfers passen, werden sie bedauert und oft bevormundet. Treten sie zu selbstbewusst auf oder sind "undankbar", wird ihnen das Mitgefühl entzogen. Unter Jugendlichen ist das Wort "Opfer" zur Beleidigung verkommen, zum Vehikel für Hohn und Gewalt. Was hilft Betroffenen, die nicht mehr Opfer sein wollen?
Teil 2: Resilienz - Mehr als ein Modewort? - 22.01.2017 - 22:30 - 23:00 UhrDas "Stehaufmännchen" gilt als Symbol für eine kostbare Eigenschaft, die seit einiger Zeit einen Beratungsboom entfacht hat: die Resilienz. Sie hilft, auch schmerzhafte Erfahrungen gut zu verarbeiten.
Manche Menschen haben sie einfach, aber man kann sie auch erlernen.
Pädagogen sollen Kinder resilient machen, vor allem solche, die in schwierigen Verhältnissen aufwachsen. Trainings wollen Beschäftigte resilient machen, damit sie stressige Arbeitsbedingungen besser aushalten. Bauern in Bangladesch sollen sich gegen die Folgen des Klimawandels wappnen. Die Gefahr dabei: Gewalt, Ausbeutung und Krisen werden gar nicht mehr bekämpft. Dabei kann Resilienz - richtig verstanden und gefördert - eine wichtige Ressource im Leben sein. Und dabei helfen, Gewalterfahrungen und andere Traumata zu verarbeiten.
Teil 3: Therapie für Täter? - 29.01.2017 - 22:30 - 23:00 UhrDie meisten sind normale Jugendliche oder Männer und kommen aus allen
Schichten: Sexualstraftäter. Wenige begeben sich freiwillig in Therapie
- dabei kann die helfen, Gewaltkreisläufe zu durchbrechen.
Mangelndes Mitgefühl mit dem Opfer, verzerrte Wahrnehmung, Rechtfertigungen - das sind die Mechanismen, die Tätern ermöglichen, ihre Übergriffe wieder und wieder zu begehen. Seien es Vergewaltigung, Kindesmissbrauch oder die Prügeleien gewalttätiger Partner und Väter.
Nach wie vor sind die Täter überwiegend Männer und die Opfer überwiegend Frauen und Kinder. Beiden Gruppen könnte eine angemessene Therapie für Täter helfen. Sie ist auch Opferschutz. Vor allem bei übergriffigen Jugendlichen sind die Erfolgsaussichten groß. Sie professionell zu behandeln, ist eine Investition in eine Gesellschaft mit weniger Gewalt.
http://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen ... t-100.htmlinkl. Sendung vom 15.01.17 als Podcast